×
Bildungsbeilage

Wenn ein Lernender bereits ein ganzes Bauprojekt mitverantwortet

Joël Cassis schliesst seine vierjährige Ausbildung beim Ustermer Architekturbüro Moos Giuliani Herrmann zum Hochbauzeichner EFZ mit Fachrichtung Architektur Ende August ab. Bei seinem Abschlussprojekt profitierte er von der gezielten Talentförderung seines Lehrbetriebs.

Matea
Regelja
Mittwoch, 31. August 2022, 11:15 Uhr Bildungsbeilage
Man sieht den Lehrling Joel Cassis vor dem Architektenbüro Moos Giuliani Herrmann in Uster stehen.
Joël Cassisi absolviert seine Lehre bei der Moos Giuliani Herrmann Architekten AG in Uster.
Matea Regelja

Dieser Beitrag wurde in der Verlagsbeilage «Bildung» veröffentlicht, die am 31. August 2022 mit dem «Zürcher Oberländer» und dem «Anzeiger von Uster» erschienen ist.

Bevor sich Joël Cassis für die Ausbildung zum Hochbauzeichner entschiedenen hat, wollte er Tiefbauzeichner werden. «Beim Schnuppern kam mir der Beruf nicht so spannend vor, weil man hauptsächlich das Tragwerk eines Gebäudes plant», erzählt der 20-Jährige. Sein jetziger Beruf als Hochbauzeichner sei dafür sehr abwechslungsreich. Besonders fasziniere ihn der Prozess, wie aus einer Zeichnung ein richtiges Bauwerk entsteht.

Die Moos Giuliani Herrmann Architekten AG, bei der Cassis seine Lehre absolviert, bietet den Lernenden die Möglichkeit, im Rahmen der Talentförderung Plus ein eigenes Projekt durchzuführen. Diese Chance erhielt auch Joël Cassis im dritten Lehrjahr. Zu diesem Zeitpunkt bekam die Firma einen neuen Bauauftrag. Dabei handelte es sich um einen Innenausbau eines Einfamilienhauses in Pfäffikon.

Selbstständiges Arbeiten

Die Bauherrin plante, die zwei Büroräume im Erdgeschoss des Hauses in eine weitere Wohnung umzuwandeln. Die Aufgabe des Lernenden bestand darin, die technischen Zeichnungen für das Sanierungsprojekt zu erstellen sowie die Planung mit den Statikern zu koordinieren. Hierbei ist eine enge Zusammenarbeit gefragt. «Wir hatten Sitzungen direkt auf der Baustelle. So konnte ich meine Skizzen direkt mit dem Bauingenieur und der Bauherrin besprechen.», erzählt Cassis.

Das Koordinieren des Projektes und das selbstständige Arbeiten habe ihm am meisten Spass gemacht. «Es ist interessant zu sehen, was die Fachleute alles wissen müssen, damit meine Zeichnung korrekt umgesetzt wird. Wir mussten unter anderem auch viel mit der Gemeinde kommunizieren, das war sehr spannend», findet der Greifenseer.

Unerwartete Probleme lösen

Das Skizzieren stelle grundsätzlich kein grosses Problem dar. Die Herausforderung sei das fortlaufende Anpassen der Zeichnung. «Bei einem Bauprojekt gibt es viele Details, auf die man achten muss», erklärt Cassis. Als Hochbauzeichner trägt er eine grosse Verantwortung und manchmal sei es schwierig gewesen, wichtige Entscheidungen alleine zu treffen. «Zum Glück hat mich mein Team während der Talentförderung eng begleitet und ich konnte mich immer an sie wenden.»

Wie bei jedem Bau tauchten auch bei diesem Projekt für Cassis unerwartete Probleme auf: «Die alten Pläne des Gebäudes stimmten nicht mit dem gebauten Haus überein». Eine Konsequenz war, dass die Fenster nicht problemlos ersetzt werden konnten. Doch auch diese Herausforderung konnte der baldige Lehrabgänger mit einer guten Vorplanung und Koordination meistern.

Zudem seien zu einem späteren Zeitpunkt die bestellten Natursteine zerbrochen. «Solche Unfälle passieren, und die neue Lieferung verzögerte den Bau einmal mehr», berichtet Cassis. Die geplante Umbauzeit von sieben Monaten konnte trotzdem eingehalten werden.

Durch die Kampagne habe er viel Neues gelernt und einen tieferen Einblick in die Praxis bekommen. Rückblickend war es für den Hochbauzeichner eine wertvolle Erfahrung.: «Weil ich von Anfang an beim Projekt dabei war und in alle Angelegenheiten eingebunden wurde, habe ich den ganzen Bauprozess miterlebt. Das hat mich beruflich weitergebracht».

Auch in Zukunft möchte sich Joël Cassis den technischen Berufen widmen. Ihn interessiert eine Weiterbildung in der Maschinentechnik oder ein Studium im Bereich Verkehrssysteme.